50 Jahre BC70 Soest - wie alles begann

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Einer der Initiatoren des Basketballclubs war Artur Sadowski, der aus dem lettischen Riga stammte, Soest mit dem Basketballvirus „infizierte“ und beim Finanzamt arbeitete – wie seit März 1968 auch Brügger. „Bei der Betriebssportgemeinschaft des Finanzamtes wurde überwiegend Fußball gespielt. Dann ist Basketball in der BSG gewachsen“, erinnert sich Brügger an die Anfänge. Einen großen Schub gab seinen Worten zufolge der Sportvergleich mit Soest/Holland 1969. So wurde eine Basketballabteilung bei der DJK Westfalia Soest – Brügger war dort jahrelang Geschäftsführer – ins Leben gerufen. Aber noch im selben Jahr wurde der BC 70 aus der Taufe gehoben – Gründungsmitglieder war neben Sadowski und Brügger unter anderem Hans Josephs.

Die Euphorie in Soest wurde durch viel Unterstützung des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) verstärkt. Noch vor der Gründung des BC 70 fand ein Gastspiel der deutschen Nationalmannschaft in der Hansa-Realschule statt, bei dem unter anderen Holger Geschwindner, der später Trainer von Dirk Nowitzki werden sollte, mitwirkte. „Wir haben uns auch viel Hilfe von Günter Kurt geholt“, erzählt Brügger über die Unterstützung eines Vertreters des Westdeutschen Verbands. Er selber und Luimes wurden die ersten Trainer – Brügger hatte schon als Jugendlicher auf dem damaligen Aufbau-Gymnasium in Rüthen Basketball gespielt.

„Nach der Gründung des Vereins im Finanzamt gingen die Mitgliederzahlen gleich richtig hoch“, erklärt Brügger, der selbst 36 Jahre lang 1. Vorsitzender des Vereins war. Entscheidend für die positive Entwicklung war für ihn, dass der DBB-Bundestrainer Yakovos Bilek 1971 für eine Woche in die Börde geschickt hatte. „Damit sind wir in alle Schulen im Altkreis gegangen. Am fruchtbarsten waren die Besuche am Conrad-von-Soest-Gymnasium, am Archi- und am Aldegrever-Gymnasium“, so der Soester weiter. Ruck-zuck kam der BC 70 auf fast hundert Mitglieder. Die Nationalmannschaft kam zu einem „Benelux-Turnier“ 1972 erneut mit Bilek nach Soest, zudem wurde im gleichen Jahr das Turnier um das „Wappen von Soest“ aus der Taufe gehoben.

Einen wichtigen Beitrag zum Wachstum leisteten auch in Soest stationierte Soldaten. „Jean Cox als Sportoffizier der Belgier kam 1971 dazu, brachte auch andere Leute mit“, so Brügger. Dank des ersten 1. Vorsitzenden, Rolf Heyn vom Finanzbauamt, kamen die jungen Siebziger auch in die belgische Sporthalle in der Nähe des Hiddingser Wegs, aber diese Halle wurde schnell zu klein für den wachsenden Verein. Abhilfe kam mit dem Bau der Sporthalle der Hubertus-Schwartz-Berufsschule (später Berufskolleg) und den Hallen am Schulzentrum. „Seit 1973 waren wir in der Berufsschule“, erinnert sich Brügger an die Anfänge am Hattroper Weg; die Halle war mehrere Jahrzehnte der Mittelpunkt für die BC-Korbjäger; seit einigen Jahren wird auch die Halle des Aldegrever-Gymnasiums genutzt. „Es ging ständig bergauf, mit den Jugendteams und mit den einzelnen Spielklassen“, so Brügger, „wir sind mit Bussen zu Westdeutschen Meisterschaften und anderen Events gefahren.“ 1997 stand der BC 70 auf dem 35. Platz in Deutschland bei der Zahl der aktiven Mitglieder in einem Basketballverein. „Wir waren ein junger Verein, hatten nicht viele passive Mitglieder“, erklärt Brügger.

Ende der 2000er-Jahre sah Rainer Brügger allerdings „eine kleine Flaute“ bei seinem Verein, gerade bei den Jugendmannschaften war ein Rückgang zu verzeichnen. So entschloss er sich, den Vorsitz abzugeben und in jüngere Hände zu legen. „Das war genau richtig“, freut er sich im Nachhinein über die Entscheidung. „Andreas Kayser und die anderen machen das sehr gut“, lobt er seinen Nachfolger und dessen Team, das den Verein wieder nach vorne gebracht hat. Durch verschiedene Maßnahmen und Glücksfälle – mit Thomas Kaplon und Christof Lurse wurde das Team durch zwei unermüdliche Kräfte verstärkt – ging es steil bergauf. Die Siebziger hatten die Manpower und die Konzepte, schon in die Grundschulen zu gehen und sich dort um den Nachwuchs zu bemühen.

Erfolgreiche Jugendteams

Natürlich ging es nicht nur bergauf, natürlich waren auch Abstiege zu verzeichnen. Aber aktuell sind die Siebziger hervorragend aufgestellt. Die erste Herrenmannschaft hat in dieser Saison weiter einen Platz in der 2. Regionalliga, die Damen, die zweimal in die Regionalliga aufgestiegen waren, sind wie im Vorjahr in der Oberliga zu finden. Wie die Herren in der Oberliga hatten sie nach der Saison 18/19 die Meisterschaft in der Landesliga gefeiert. Der Unterbau passt ebenfalls, sowohl zweite Damen- als auch Herrenmannschaft stiegen zuletzt in die Landesliga auf. Auch die Jugendmannschaften mischen zum Großteil auf der Verbandsebene mit, zwei sogar in der Regionalliga. Schon 1973 hatten Jugendteams an Westdeutschen Meisterschaften teilgenommen, 1987 war eine C-Jugend Westdeutscher Meister geworden, 1990 die weibliche B-Jugend Westdeutscher Meister, 1991 schaffte sie sogar die Teilnahme an einer Deutschen Meisterschaft. Vor wenigen Jahren feierten Jugend--Teams der Siebziger zweimal den Sprung in das Top 4 der besten Mannschaften aus NRW.

Etliche Trainer haben über die inzwischen 50 Jahre den BC 70 mit ihrer Arbeit geprägt. So der Belgier Jean Cox, der von 1971 bis 1976 bei den Siebzigern tätig war. Hans-Peter Luimes war bei Damen wie Herren für einige Erfolge verantwortlich. Mit Rolf Gerhardt war ein ehemaliger Bundesligaspieler beruflich in den Raum Arnsberg gekommen und arbeitete als Spielertrainer und Trainer erfolgreich. Lange profitierte der Verein von der Arbeit von Rüdiger Noll (Hagen), der von 1982 bis 1985 für die Herren verantwortlich war.

Quelle: Soester Anzeiger